Du führst mich hinaus ins Weite ... (Ps 18,20)
Diese Erfahrung des alttestamentlichen Psalmbeters durften auch wir machen, eine kleine Gemeinschaft von Virgines consecratae. Im Heiligen Jahr 2000 fand sich im Südschwarzwald ein für uns geeignetes Haus des Gebetes und der Stille. Es liegt in Oberalpfen, direkt neben der Dorfkapelle, im schönen, weitgeschwungenen Albtal, acht Kilometer von Waldshut und der Schweizer Grenze entfernt. Voll Dankbarkeit für Gottes Geleit können wir rückblickend sagen: Er hat uns wunderbar geführt. Niemals zuvor hatten wir seine väterliche Güte und Sorge, seine Macht und Weisheit so hautnah erfahren wie auf diesem Weg: Gott ist da, und er ist gut – „Ah, qu’il est bon, le bon Dieu“, so hätte die heilige Julie Billart, unsere Stifterin (1751-1816), ausgerufen.
Ziel unseres Lebens
Wir leben nicht hinter Klostermauern, sondern mitten unter den Menschen. Doch unsere Lebensart unterscheidet sich. Weil Gott uns wichtiger ist als alles andere, nimmt er in unserem Leben die erste Stelle ein. Gott hat uns „zum Lob seiner Herrlichkeit bestimmt“ (Eph 1,12). Ihn zu preisen, ihn anzubeten und ihm zu dienen, betrachten wir als unser Lebensziel. Mit der Anbetung Gottes beginnt und endet unser Tag. Zusammen mit den Menschen und für sie bringen wir Gott Dank und Lobpreis dar und setzen uns fürbittend ein für ihre Anliegen und Sorgen, für die der Kirche und der ganzen Welt.
Als besonderes Zeichen seiner Liebe und Freundschaft zu uns betrachten wir es, dass Jesus in unserer Kapelle in der heiligen Eucharistie zugegen ist. Wir dürfen mit ihm unter einem Dach leben. Wie es „Gottes Freude ist, bei den Menschenkindern zu sein“ (Spr 8,31), so ist es unsere Freude, bei Ihm zu sein, in seiner Gegenwart zu verweilen. Die Zeiten des Gebetes sind uns besonders kostbar, weil wir die persönliche Beziehung zu ihm beglückend erfahren und immer neu an sein gütiges Herz appellieren, uns Menschen in all unseren Bedrängnissen zu Hilfe zu kommen.
An der Hand Marias
Wir nennen uns Kleine Schwestern Unserer Lieben Frau und gehen mit Maria. Sie vertraute der Güte Gottes bedingungslos und diente ihm als seine Magd. So konnte Gott sie ganz in seinen Plan einbeziehen, die Menschen zu erlösen durch seinen und ihren Sohn Jesus. Auf unserem Weg haben wir die Hilfe Marias so oft erfahren, dass sie uns als Mutter und Schwester im Glauben ganz nahe ist. Wie sie wollen wir Gott und den Menschen dienen. Unser Weg zu Jesus an ihrer Hand macht unsere Spiritualität einfach und lebendig. Von Maria lernen wir, Gott an uns handeln zu lassen: geschehen lassen, was er fügt, annehmen, was er gibt, und ihm geben, was er nimmt. Von ihr geleitet spüren wir, wie wir uns dem unergründlichen Geheimnis Jesu Christi nähern.
Unser Leben in Jesus Christus
Jesus steht im Mittelpunkt unseres Lebens. Sein Wort erfahren wir als unausschöpfliche Quelle für unser Denken, Werten und Handeln. Als Gipfel des Tages gilt uns die tägliche Eucharistiefeier, unsere Teilhabe am Paschamysterium des Herrn. Wie er sich uns hingibt, wollen auch wir uns ihm hingeben „ohne Vorbehalt, ungeteilt und für immer“ (Hl. Julie Billiart, Br. 7). Mit ihm in unserer Mitte stimmen wir ein in das Stundengebet der Kirche. Im Rosenkranzgebet betrachten wir mit den Augen Marias die großen Heilsgeheimnisse des Lebens Jesu.
Offen für Gottes Geist
Die Lebensweise Jesu in Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam hilft uns, für seinen Geist offen zu sein und Gottes Geschenke zu erkennen. Wir sind dankbar, dass Jesus uns seine Freundschaft schenkt und uns von Schuld befreit, dass er uns teilnehmen lässt an seiner „göttlichen Natur“ (2 Petr 1,4), am dreifaltigen Leben Gottes. Dankbar erfahren wir, dass wir als Kinder Gottes „von seiner Güte ganz umfangen sind“ (Hl. Julie, Br. 40) und sein Geist uns mit Freude, Zuversicht und Frieden erfüllt.
Das nimmt uns alle ängstliche Sorge und macht unser Leben einfach. Es schließt unsere Herzen auf, in allen Menschen Kinder des einen Vaters im Himmel zu sehen und ihnen geschwisterlich und liebevoll zu begegnen. Einfachheit, die Gott in allem sieht, prägt unseren gesamten Lebensstil.
Als römisch-katholische Schwesterngemeinschaft (Consociatio privata, CIC 298 § 1) leben wir nach dem Urbild des dreifaltigen Gottes miteinander und füreinander – eine für alle und alle für eine – und suchen bewusst die Einheit mit dem Papst und der Kirche.
Unser Ursprung
Unsere geistliche Gemeinschaft lebt aus dem Erbe der hl. Julie Billiart. Sie gründete 1804 in Frankreich die Schwestern Unserer Lieben Frau.
Aus ihrer reichen Spiritualität berührt uns besonders ein Wort, das sie immer wieder ihren Schwestern sagte: „Gott allein, Gott allein für immer“ (Br. 1). Weil ihr Herz ungeteilt auf Gott ausgerichtet war, wurde ihr Leben zu einem einfachen und klaren Spiegel seiner Güte. „Wir werden niemals genug tun können für einen Gott, der uns so gut ist. Auf Schritt und Tritt erfahre ich seine Güte“ (Br. 211). Sie suchte ihm allein zu gefallen und alles, das Schöne und das Schwere, aus seiner Hand anzunehmen. Ihr Reichtum war Gott, ihn wollte sie mit allen Menschen teilen, besonders mit den Armen. Voll Eifer setzte sie sich dafür ein, dass möglichst viele „Gott kennen und lieben lernen“ (Br. 56).
Unser Dienst
Jesus ist gekommen, damit wir „das Leben in Fülle haben“ (Joh 10,10). Wie Maria wollen wir seinem Erlösungswerk dienen und dazu beitragen, dass Menschen in Gott Glück und Frieden finden. Unser ganzes Leben soll Zeugnis geben von Gottes Güte, der uns und allen Menschen „das Leben in Fülle“ schenken will. „Dass wir es doch der ganzen Welt verkünden könnten: Wie gut ist der gute Gott!“ (Hl. Julie, Br. 45).
Wir übernehmen – wie Gott es fügt – Arbeiten, die mit unserer Lebensform vereinbar sind. Doch nicht was wir tun, halten wir für entscheidend, sondern wie wir es tun und für wen.
Kontakt
Postanschrift:
Haus Maria Frieden
Dorfstraße 9
79761 Waldshut-Tiengen (Oberalpfen)
Tel.: 07755/939610